• Stefan Kühn: Steigende Inflationsraten – Wie gut sind die Notenbanken in der Inflationsbekämpfung?

    Das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld und die bereits gestiegene Inflation werfen Fragen auf nach der Wirksamkeit der Geldpolitik der Notenbanken.

    BildEin Blick in die Geschichte der letzten 120 Jahre gibt interessante Einblicke in die Möglichkeiten der Geldpolitik!
    „Trotz steigender Inflationsraten und Angebotsschocks bei Rohwaren und in den globalen Lieferketten ist die Europäische Zentralbank unbekümmert! So argumentierte EZB-Direktoriumsmitglied Prof. Isabel Schnabel an einem privaten Wirtschaftssymposium, dass die gestiegenen Energiepreise, die Knappheit bei wichtigen industriellen Rohstoffen und Vorprodukten und die Lieferschwierigkeiten aufgrund noch immer wackeliger globaler Lieferketten zwar momentan die wichtigsten Inflationstreiber sind. Allerdings kommt es nach ihren Aussagen (welche auch immer die Sicht der EZB sind) 2022 zu einem Absinken der Inflationsrate (von gegenwärtig 2,5%). Diese sollte sich im Jahr 2023 dann bei 1,4 Prozent und damit unterhalb des EZB-Ziels von zwei Prozent einpendeln werden! Somit eitel Sonnenschein, von Inflations- (Besorgnis) keine Spur? Eine Rückkehr zur Normalität also, die Effekte der Pandemie als Ausreißer!“ bringt Stefan Kühn seine Besorgnis zum Ausdruck!

    „Dazu passt auch, dass die EZB erstmals seit fast 20 Jahren ihr Inflationsziel geändert hat: Die (EZB) strebt künftig für den Euroraum eine jährliche Teuerungsrate von 2% an.“ so Stefan Kühn. Dies teilte die Notenbank am 8. Juli mitteilte. Europas Währungshüter verschaffen sich beim Thema Inflation damit mehr Spielraum! Die EZB strebt künftig für den Euroraum eine jährliche Teuerungsrate von 2% an. Das ist zwar leicht höher als die bisher veranschlagten ,unter, aber nahe 2%‘. „Aber diese Unterschiede in der Formulierung müssen trotz allem auf die Goldwaage gelegt werden!“ stellt Stefan Kühn fest!

    Die neuen Aussagen zu den EZB-Inflationszielen müssen auf die Goldwaage gelegt werden!

    Denn es ist zwar nach wie vor das Bestreben der EZB, mittelfristig Preisstabilität im Währungsraum der 19 Staaten sicherzustellen. Aber dabei kann sie zumindest zeitweise „moderat über dem Zielwert“ liegende Inflationsraten akzeptieren. „Mit einem solchen sogenannten „symmetrischen“ Inflationsziel ist die EZB nicht mehr unmittelbar zum Reagieren gezwungen, sollten die Inflationsraten zeitweilig nach oben oder nach unten vom prozentualen 2%-Ziel abweichen.“ so Stefan Kühn. Die Euro-Währungshüter empfehlen zudem, künftig auch die Preise für selbstgenutzte Wohnimmobilien mit in Berechnung der Inflationsrate aufzunehmen, die für sie ein zentraler Gradmesser für ihre Geldpolitik ist. Dies versteht die EZB jedoch als länger andauernden Prozess. Hauptziel der Notenbank ist ein ausgewogenes Preisniveau – im Jargon der Währungshüter: Preisstabilität.

    Weg von den Prinzipien der Bundesbank, hin zu den Mehrfachzielen der FED
    Dies sieht die EZB am ehesten gewährleistet, wenn die Preise im Euroraum moderat steigen. Daher wurde schon bei Gründung der EZB im Juni 1998 ein Inflationsziel mit Abstand zur Nullmarke gewählt. Die letzte Anpassung des Ziels fand 2003 statt. Allerdings lag die Teuerungsrate im Euroraum seit 2013 oft deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke. Und das, obwohl die EZB seit Jahren gewaltige Summen billiges Geld in die Märkte pumpt und die Zinsen auf Rekordtief hält. Kritiker werfen der EZB daher schon lange vor, sich mit ihrem starren Inflationsziel in eine Sackgasse manövriert zu haben und fordern mehr Spielraum. „In ersten Einschätzungen deuten verschiedene Ökonomen an, dass die Geldpolitik mit dem neuen Ziel noch expansiver werden dürfte. Denn die Bewegung hin zu einer symmetrischen Herangehensweise (die ausdrücklich ein temporäres Überschießen erlaubt), erhöht das Inflationsziel und signalisiert damit eine noch lockere geldpolitische Haltung“ so Stefan Kühn.

    „Andere Analysten wiederum sehen im neuen Ziel eine Angleichung an den internationalen Standard. Mit der neuen Strategie und Zielinflationsrate von 2% nähert sich die EZB anderen international bedeutenden Zentralbanken, vor allem der US-amerikanischen Notenbank FED an. Es gibt aber Unterschiede: So ist das EZB-Ziel mittelfristig ausgelegt, also auf zwei bis vier Jahre. Das Ziel der US-Notenbank einer „durchschnittlichen Inflationsrate“ über (!) 2% ist weniger eng gefasst. Außerdem verfolgt die FED ein Dreifachziel: tiefe Arbeitslosigkeit und Zinsen sowie moderate Inflation. Es wird sich aber noch zeigen, wie gewichtig diese Unterschiede in der Praxis tatsächlich sind. So oder so, die EZB verabschiedet sich langsam, aber sicher von den Grundwerten, die ihr bei der Gründung mitgegeben wurden! Damals stand noch die Deutsche Bundesbank Pate – mit ihrem singulären Fokus auf Preisstabilität!“ so Stefan Kühn. Als ,Feigenblatt‘ hält die EZB doch noch vor, dass die EZB die Entwicklung der Inflation mit Akribie verfolge, wohlwissend, dass eine beschleunigte Geldentwertung die Glaubwürdigkeit der Notenbank gefährden und die Zinspolitik verändern würde!

    Wie gut sind die Notenbank in der Eindämmung der Inflation? Die Sicht auf die letzten 70 Jahre in Deutschland!

    „In den letzten 7 Jahrzehnten lag die gemessene Inflationsrate in Deutschland zwischen + 8 % und – 2 %. Besonders die jährlichen Preissteigerungen von über 6 % fallen dabei ins Auge. Der steile Anstieg der Preise im Jahr 1951 lässt sich durch die starke Nachfrage der USA in Folge des Korea-Kriegs erklären. Trotz des verlorenen 2. Weltkrieges verfügte die Bundesrepublik Deutschland (BRD) noch immer über erhebliche Industriekapazitäten. Durch den Wegfall von Exportbeschränkungen erhöhte sich die Wirtschaftsleistung schnell. Neben der aus den USA importierten Inflation stiegen die Preise durch den steigenden Binnenkonsum an. Einen ähnlichen Effekt sehen wir auch in den 5 Jahren nach 1989 (Wiedervereinigung). Hier stiegen die Inflationsraten kurzzeitig auf Werte zwischen 3% und 5%!“ erklärt Stefan Kühn.

    „Der im Jahr 1953 einsetzende starke Rückgang der Inflationsrate auf minus 1,7 % resultierte aus dem Konjunktureinbruch in den USA. Die hohen Teuerungsraten von jeweils ungefähr 7 % in den Jahren 1973 und 1974 resultieren dann aus dem Jom-Kippur-Krieg in Israel und der damit einhergehenden ersten Ölkrise. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) drosselte ihre Ölfördermengen, wodurch der Preis für Rohöl stark anstieg. Da Öl als Ausgangsprodukt für viele Fertigwaren dient, erhöhten sich die Preise für fast alle Endprodukte und Dienstleistungen in den westlichen Industriestaaten.“ erklärt Stefan Kühn.

    Ähnliches gilt für die 2. Ölkrise ab 1979. Durch die Islamische Revolution im Iran kam es zu kurzfristigen Förderrückgängen bei Rohöl und zu einem abermaligen Anstieg des Ölpreises. Dies zeigt sich ebenfalls an den jährlichen Inflationsraten in Deutschland Anfang der 1980er Jahre, die sich auf einem Niveau um die 6 % bewegte. Mitte der 1980er Jahre bewegt sich die Inflationsrate in der BRD sogar in den negativen Bereich. Ursächlich hierfür war ein massiver Preiseinbruch bei Öl. Im Winter 1986 halbierte sich der Ölpreis auf Betreiben Saudi-Arabiens, das seine Fördermengen stark ausweitete. In den letzten 10 Jahren verzeichnete Deutschland dann Inflationsraten von unter 2%, zum einen verursacht durch die Finanzkrise, zum andern durch die verstärkte Nutzung der globalen Lieferketten, die einen preisdämpfendem Effekt auf die Inflation hatten! „Fazit: die Inflationsraten entwickeln sich also unabhängig von der Politik der Notenbanken! Angebotsschocks – positive (Erdölpreise steigen bzw. starkes Wirtschaftswachstum) oder negative (Preisrückgänge durch die globalen Lieferketten) – beeinflussen die Inflation direkt und ohne Zeitverzögerung! Die Einflussnahme ist also relativ beschränkt, will man nicht massiv an der Zinsschraube drehen oder die Geldversorgung zurückfahren will und damit eine ,harte Landung‘ verursachen will!“ stellt Stefan Kühn nüchtern fest!

    Wie hat sich die Inflation unter dem Einfluss der Notenbanken verändert? Ein Blick auf die Entwicklung der Inflation in den USA seit 1636 (!)

    „Die USA weisen Inflationszahlen seit dem Jahr 1636 aus. Wenn wir diese analysieren, dann sehen wir, dass von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Beginn des 2. Weltkriegs eine hohe Schwankungsbreite von Inflation (zum Teil mit jährlichen Raten bis 80%) und Deflation (negativer Inflation mit Jahresraten von -40%) vorherrschten. Erst ab dem 2. Weltkrieg trat keine Deflation mehr auf! Dafür gab es stetige Inflationierung! Diese ließ die Kaufkraft 1 US-Dollars massiv schwinden ließ! So muss ein Konsument heute US-Dollar 15 aufwenden, um dieselbe Kaufkraft zu haben wie mit 1 Dollar von 1945. Betrachten wir den Kaufkraftverlust seit 1900, so beträgt diese sogar 3’200% (für 1 US-Dollar von 1900 braucht es heute 32 US-Dollar oder ein 1 US-Dollar von heute ist nur noch 3 US-Cents von 1900 wert).“ so Stefan Kühn.

    „Wenn die Notenbanken etwas somit gelernt haben, dann ist es, dass eine (leichte) Inflationierung besser ist als die permanenten Schwankungen zwischen hoher Inflation und Deflation! Und diese wird in den letzten Jahren auch konsequent umgesetzt! Und mit den wichtiger werdenden Vermögenseffekten über Börse und Sparen rückt auch die Berücksichtigung dieser Faktoren in die Zielkoordinaten der Notenbanken!“ ist Stefan Kühn überzeugt.

    Explosive Gemengelage spricht für weiteren Anstieg der Inflation – EZB in der Falle?

    „Wie wir gesehen haben, wurden deutliche Inflationsschübe in den letzten 70 Jahren durch einen Nachfrageschock oder einem Anstieg der Rohwarenpreise verursacht! Im Moment sind wir mit beiden Situationen konfrontiert: Die Erdölpreise (und andere Rohwarenpreise) sind deutlich gestiegen, andererseits ist aufgrund der Corona-Hilfsprogramme ein starkes Wirtschaftswachstum zu erwarten. Gleichzeitig dürften die Störungen der globalen Lieferketten (wir haben berichtet!) weitere Preisanstiege anschieben! Und nicht zuletzt stellt auch das mit billigem Notenbankgeld geflutete Bankensystem eine Inflationsgefahr dar, wenn die Banken beginnen, Kredite zu vergeben! Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die EZB in diesem Dilemma verhalten wird!“.

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    Stefan Kühn ist Ökonom; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. Er vertritt die These, dass es sich bei makroökonomischen keynesianischen und neu-keynesianischen Modellen meistens um vollständig interdependente ökonomische Systeme handelt, die nicht rekursiv, sondern nur simultan gelöst werden können. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.

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